Velofahren in Basel
michid , 20.11.2022
Ich protokolliere nun seit einem halben Jahr meine Erfahrungen beim Velofahren in Basel. Das Ergebnis überrascht mich nicht, enttäuscht mich aber trotzdem:
Alle 25 Minuten werde ich durch den MIV gefährdet. In den Hauptverkehrszeiten sind es sogar alle knapp 20 Minuten.
Bei 36% der Fälle wird beim Überholen nicht genügend Abstand eingehalten. Und dabei bin ich relativ tolerant. Aber häufig ist der Abstand unter einem Meter, teilweise deutlich. In Deutschland gilt innerorts ein Mindestabstand von 1.5m.
In 27% stehen Autos gefährlich im Halte- oder Parkverbot bzw. auf dem Velostreifen. Auch hier war ich nicht pingelig, sondern habe nur die Fälle gezählt bei denen ich zum Ausweichen gezwungen wurde.
Bei 16% der Fälle wurde mir beim Kreuzen in Engstellen der Vortritt genommen bzw. wurde mit zu wenig Abstand gekreuzt.
Mit je 6% wurde mir der Rechtsvortritt bzw. der Vortritt auf dem Velostreifen genommen.
Die restlichen ca. 10% sind Weg abschneiden, Vortritt beim Ausparken und massiv überhöhte Geschwindigkeit.
Nach meiner Einschätzung fehlt bei vielen Autofahrenden das Bewusstsein für die Bedürfnisse und das Sicherheitsempfinden der Velofahrenden. Die farbige "Veloinfrastruktur" am Boden hilft hier auch nicht viel. Manchmal im Gegenteil, sie drängt Velos in die Doorinzone und verleitet gleichzeitig, Autos der gelben Linie entlang zu fahren und keinen anständigen Abstand zu halten. Dass die Linien jeweils vor den Knoten aufhören, bedeutet für viele Autofahrende einfach nur: hier habe ich Vortritt und frei Bahn. Das Bewusstsein für die Gefährdung durch falsch abgestellte Fahrzeuge fehlt vielfach völlig.
Das Dogma Velos auf der Strasse zu führen bei gegenseitiger Rücksichtnahme funktioniert nicht wie meine Zahlen zeigen (*). Jedenfalls nicht, solange nicht viel mehr unternommen wird das Bewusstsein für Velos zu verbessern. Leider sehe ich nicht viel in dieser Richtung von den offiziellen Stellen...
(*) Inzwischen scheint auch die Astra zu diesem Schluss zu kommen: Studie zur Entflechtung der Veloführung in Kreuzungen (https://www.astra.admin.ch/dam/astra/de/dokumente/langsamverkehr/entflechtung-velofuehrung-kreuzungen.pdf.download.pdf/Entflechtung%20der%20Velof%C3%BChrung%20in%20Kreuzungen%20%E2%80%93%20Studie.pdf)
Erstellt am: 20.11.2022
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charta
22.11.2022
velo_parkt_mit_gleisanschluss
21.11.2022
Zur Studie von Metron zum Langsamverkehr auf Kreuzungen: Mir fällt gleich auf der Titelseite auf, wie das Velo als Puffer für die Fussgänger dient. Bisher hat man bauliche Massnahmen bevorzugt. Die velounfreundlichen Randsteine sind genau ein Relikt aus der Zeit: https://velop.ch/entry/best-praxice-bei-gemischtverkehr-die-velofreundliche-betonrinne
Die Studie legt den Fokus eher auf Kreuzungen. Auf grossen Kreuzungen erscheinen die Vorschläge plausibel. Bei kleineren Kreuzungen auf urbanem Raum bleibt dazu oft zu wenig Platz. Die Studie unterschlägt das aus Velosicht interessante Signal 'Passer au rouge'. Mehr darüber lesen: https://www.provelo.org/conseils/passer-au-rouge/
michid
21.11.2022
Ja, wenn sie denn genügend breit sind, nicht in der Dooringzone geführt werden, nicht dauernd unterbrochen sind weil der Platz nicht mehr reicht, vom MIV respektiert werden und gleichberechtigt zur Strasse unterhalten und gereinigt werden.
> Bei kleineren Kreuzungen auf urbanem Raum bleibt dazu oft zu wenig Platz.
Das ist das Mantra das auch der RR BS in praktisch jeder seiner Antworten zu Velothemen wiederholt. Das mag teilweise stimmen, häufig scheint mir das reine Rhetorik. Zudem bin ich nicht damit einverstanden, dass der Platz dann jeweils für's Velo nicht mehr reicht. Gerade in den urbanen Zentren wird es Zeit den Platz dem Langsamverkehr zurück zu geben, und das muss auf die Kosten des MIVs gehen.