Velostrasse in der Pampa...
missile , 1.2.2018
Mir ist bewusst, dass bei der Verkehrsplanung unterschiedlichste Interessengruppen berücksichtigt werden müssen. Als ehemaliger Stadtzürcher und jetziger Velopendler – welcher auch mit dem Auto pendeln könnte und dies ab und zu auch tut – möchte ich zügig in und aus der Stadt Zürich kommen. Da staunte ich ab folgender Aussage:
Man komme als Velofahrer in der Stadt Zürich schon heute schnell genug voran. «Wer's nicht glaubt, darf gern mit mir durchs Seefeld fahren. Dann zeige ich, dass das kein Problem ist.», Alexander Brunner Gemeinderat FDP
Gut, das muss ich ausprobieren. Deshalb testete ich ohne Alexander Brunner folgende Strecken von der Quaibrücke bis zur Stadtgrenze mit Einhaltung der Verkehrsregeln:
Strecke 1 (grün) auf dem Utoquai und Bellerivestrasse: 2.6 km in 5:12 min ergibt 30.0 km/h
Strecke 2 (hellblau) auf der Dufourstrasse: 2.6 km in 7:20 min ergibt 21.3 km/h
Strecke 3 (pink) auf der Seefeldstrasse: 2.6 km in 7:26 ergibt 21.0 km/h
Strecke 4 (rot) auf der Mühlebachstrasse und Zollikerstrasse bis Stadtgrenze: 3.8 km in 8:13 min ergibt 19.7 km/h
Von der Stadtgrenze bis nach Meilen fuhr ich mit derselben Wattleistung ca. 37 km/h. Durch das schnelle Seefeldquartier verlor ich 50% gegenüber der Bellerivestrasse. Lieber Alexander Brunner, ist das Seefeldquartier wirklich so schnell? Soll ich mit dem Auto auch durch das Seefeldquartier fahren, weil es so schnell vorwärtsgeht?
Für mich ist klar, ich werde weiterhin auf der Bellerivestrasse aus und in die Stadt fahren, eine halbe Fahrbahn für mich beanspruchen und die Autofahrer damit zur Temporeduktion zwingen werde. Und ab jetzt habe ich nicht einmal ein schlechtes Gewissen. Wenn für ein Velofahrer 21 km/h genug schnell ist um seinen Arbeitsweg zu beschreiten, dann kann ich auch von einem Automobilisten erwarten, dass er diese Geschwindigkeit akzeptabel findet. Der Velofahrer und der Automobilist sind ja beides Menschen mit denselben Bedürfnissen.
Für mich sind die geplanten Velostrassen einfach dazu da, dass die Politik sich selber Loben kann, wie gut zu den Velofahrer geschaut wird. Die Planung auf der rechten Seeseite verdient das Prädikat untauglich für Velopendler. Und es kann nicht sein, dass eine Velostrasse in einer 30er Zone realisiert wird. Diese Geschwindigkeit wird schnell überschritten, vor allem mit einem E-Bike. Und für die Politiker: In einer 30er Zone gilt man ab einer Geschwindigkeitsüberschreitung um 40 km/h und mehr als Raser, was gemessen mindestens 73 km/h ergibt. Hört also mit den Veloraser-Strecken, Velo-Autobahnen und ähnlichem auf!
Erstellt am: 1.2.2018
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velodude
1.2.2018
Der Test sagt einiges aus: Wer heute per Velo schnell vorwärtskommen will (30-40kmh), fährt auf der Bellerivestrasse, wobei ich befürchte, dass der erste Teil davon rein theoretisch in der Mischtzone absolviert werden müsste, damit die Autos 5 spurig freie Fahrt haben :-/
Ist man mit +/- 20kmh zum Vorwärtskommen zufrieden, dann gibts jede Menge Auswahl...
Dufour- und Mühlebachstrassen sind 30er Zonen und haben parkierte Autos entlang der Strasse, die Seefeldstrasse wäre im Prinzip schneller, aber es muss durch die Tramhaltestelle am Opernhaus gefahren werden plus die Ampel an der Kreuzstrasse lädt zum Verweilen ein - währenddem die zu Fuss 3x grün haben, reicht 1x Grün für Velos (und Autos), wenn grad das Tram unterwegs ist.
Eine Quartierstrasse mit durchgehendem Vortritt für Velos und ohne Hauptstrassenfunktionalität, wäre ein Novum in der CH! Das werden vielleicht unsere Nachkommen erleben, wenn der Benzinpreis Richtung 5.- pro Liter steigt.